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Nachtabsenkung

Energiesparen im Schlaf? Die Vor- und Nachteile des abgesenkten Heizungsbetriebs.

In aller Kürze:

  • In der Regel hohes Einsparpotenzial bei unsanierten Altbauten
  • Eher geringes Einsparpotenzial bei gut gedämmten Gebäuden
  • Bei Wärmepumpenheizungen den Betrieb nicht absenken

Ein Gebäude wird in der Heizperiode beheizt, weil es stetig Wärme an die kältere Außenluft verliert. Die Verluste müssen durch das Heizen ausgeglichen werden, wenn die Innentemperatur gleichbleiben soll. Bei einer temporären Absenkung des Heizungsbetriebs sinkt die benötigte Energie für das ständige Nachheizen, denn die Temperatur der Räume liegt niedriger. Die Wärmeverluste verringern sich. Wenn gewisse Voraussetzungen des Gebäudes erfüllt sind, wird sich jedes Grad Einsparung bei der Heizkostenabrechnung bemerkbar machen. Realisierbar ist eine Absenkung natürlich nur dann, wenn Sie auf die Heizungsanlage zugreifen können, also in erster Linie als Hausbesitzerin und Hausbesitzer.

Das Funktionsprinzip:
Beim abgesenkten Betrieb werden die Raumtemperaturen absichtlich verringert, und zwar durch die Einstellung einer geringeren Vorlauftemperatur an der Heizungsanlage. Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur des zu den Heizkörpern fließenden Heizungswassers. Damit wird die Heizleistung entsprechend verringert. Die am Tage gewünschten Temperaturen können dann nachts durch die geringeren Vorlauftemperaturen nicht mehr erreicht werden. Um die Behaglichkeit der Raumnutzerinnen und -nutzer zu gewährleisten, wird morgens der Tagesbetrieb der Heizung rechtzeitig wiederhergestellt. Hierfür muss die Anlage gegebenenfalls zeitweise höhere Vorlauftemperaturen zur Verfügung stellen.

Die Nachtabsenkung ist also ein Verfahren zum Einsparen von Energie. In der Nacht oder bei regelmäßiger Abwesenheit am Tage wird die Raumtemperatur absichtlich gesenkt um Wärmeverluste zu verringern. Wenn Sie schlafen oder unterwegs sind, nutzen Sie die Wärme in den Räumen nicht. Ein geringeres Innentemperaturniveau bedeutet auch geringere Wärmeverluste. Denn diese Verluste hängen, neben der Wärmedämmung des Gebäudes, hauptsächlich vom Temperaturunterschied zwischen Außen und Innen ab.

Die Raumtemperatur wird in der Nacht oder bei Abwesenheit gesenkt. Das erfolgt über eine geringere Vorlauftemperatur des Heizungswassers. Diese Einstellung können Sie an der Heizungsanlage vornehmen. Schauen Sie in die Bedienungsanleitung Ihrer Anlage.

Was bringt die Absenkung?

Ob eine Nachtabsenkung eine Heizenergieeinsparung bedeutet, hängt von den Gegebenheiten des Gebäudes ab. Auf der einen Seite müssen auch moderat ausgekühlte Räume natürlich wieder aufgeheizt werden, was gegen eine Absenkung spricht. Auf der anderen Seite kann die während der Absenkung eingesparte Energie die des Wiederaufheizens übersteigen. Um einen Anhaltspunkt zu erhalten, sollten das Heizungssystem, der Dämmstandard und das Baumaterial des Gebäudes in die Überlegung einbezogen werden.

Insbesondere der Dämmstandard ist wichtig. Je schlechter die Gebäudedämmung, desto wirksamer ist in der Regel die Nachtabsenkung. Denn schlecht gedämmte Häuser verlieren viel Wärme. Ist die Raumtemperatur geringer, so verliert das Gebäude weniger Wärme – und die Heizung muss weniger nachheizen. Die Heizenergieverluste werden kleiner.

Beispiel zur Veranschaulichung: Dafür kann eine Scheune dienen, in der tagsüber gearbeitet wird. Um im Winter nicht zu frieren, wird während der Arbeit mit einem Holzofen geheizt. Die (nicht gedämmten) Scheunenwände können kaum Wärme speichern. Die Wärme wird schnell nach draußen abgeleitet. Nach Feierabend gehen die Arbeiterinnen und Arbeiter dann nach Hause. Sie werden aber kaum Holz nachlegen, um die Scheune in der Nacht zu temperieren, da niemand anwesend ist. Die Wärme des verbrennenden Holzes würde schnell abfließen und bliebe ungenutzt. Lieber werden die Leute am nächsten Morgen den Ofen neu in Gang bringen.

Ganz ähnlich ist die Situation in einem ungedämmten Gebäude. Die zugeführte Heizenergie geht bei Abwesenheit ungenutzt verloren. In einem Gebäude ist allerdings das regelmäßige, komplette Abschalten der Heizung keine Option. Eine Verringerung der Vorlauftemperatur – und damit der Raumtemperaturen – hingegen schon.

Vorabtest für die Entscheidungsfindung

Ob eine Nachtabsenkung praktikabel ist, kann wie folgt ausprobiert werden: Bei einer bevorstehenden kalten Nacht (beispielsweise null Grad Celsius) wird die Heizung komplett heruntergedreht, zum Beispiel anhand der Heizkörperthermostate oder gleich an der Anlage im Keller. Stellen Sie Thermometer in den Räumen auf, um die Lufttemperatur zu messen. Wie groß ist am Morgen die Differenz zur abendlichen Temperatur vor der Absenkung? Je mehr die Temperatur gesunken ist, desto schlechter ist die Wärmedämmung und desto mehr Heizenergie ist verloren gegangen. Eine Faustregel besagt: wenn die Temperatur um drei Grad Celsius oder mehr gesunken ist, wird sich eine Absenkung voraussichtlich lohnen.

In einem Gebäude mit massivem Mauerwerk und guter Wärmedämmung dagegen wird sich eine Nachtabsenkung weniger lohnen. Die tagsüber im Mauerwerk gespeicherte Wärmeenergie geht nicht verloren, denn die Wärmedämmung verhindert das Auskühlen der Gebäudehülle und der Raumluft. Eine Heizungsanlage müsste entsprechend auch wenig nachheizen. Der Einspareffekt wäre geringer.

Doch Vorsicht! Die geringer temperierte Raumluft im abgesenktem Betrieb kann auch weniger Wasserdampf aufnehmen. Sinken die Temperaturen unter 16 Grad, kann in ungünstigen Fällen – besonders bei sehr niedrigen Außentemperaturen – das gasförmige Wasser in der Luft an kühleren Raumoberflächen kondensieren. Das stellt eine Gefahr für Schimmelbildung dar.

Hier gibt es allerdings eine Lösung. Die Räume sollten vor der Absenkung gut gelüftet werden, damit die Raumluftfeuchtigkeit entsprechend niedrig ist. Das Aufstellen eines Hygrometers ist empfehlenswert, mit dem Sie die relative Raumluftfeuchtigkeit messen können. Besonders in Altbauten sollte diese relative Feuchtigkeit nicht länger bei 60 Prozent oder darüber liegen.

Besondere Vorsicht! Die ist geboten, wenn sich die Raumluftfeuchtigkeit nach dem Lüften und während der Absenkung wieder erhöhen kann. Das könnte vor allem durch ein Aquarium oder bei vielen Pflanzen im Raum der Fall sein. In diesen Situationen sollte keine Absenkung der Raumtemperatur erfolgen, vor allem nicht bei ungedämmten Gebäuden.

Bei Fußbodenheizungen ist eine Einordnung und die Vorgehensweise ähnlich. Sinkt die Temperatur bei ausgeschalteter Heizung über Nacht merklich, also um mehr als drei Grad Celsius, können Sie die Absenkung durchführen.

Bei einer Fußbodenheizung ist das Temperaturniveau des Vorlaufs wesentlich geringer als bei Heizungen mit Heizkörpern. Als flächige Heizung kann sie mit diesen geringeren Temperaturen die Räume dennoch beheizen, und zwar nicht primär über das Erwärmen der Luft, sondern über das Anstrahlen von Oberflächen. Im Prinzip funktionieren Fußbodenheizungen eher wie die Sonne, deren Strahlen uns behaglich wärmen, während Heizkörper hauptsächlich die Raumluft temperieren und deren Strahlungsanteil geringer ausfällt. Die Abstrahlung der Wärme erfolgt genauer gesagt über den Fußboden, durch den das warme Wasser in den dort verlegten „Heizschlangen“ fließt. Der Boden kühlt bei einer Absenkung nicht so schnell aus und strahlt weiterhin Wärme ab. Diese Trägheit erfordert ein früheres Absenken und ebenso ein früheres Aufheizen.

Haben Sie sich für eine regelmäßige Absenkung entschieden? Zum Beispiel, weil das testweise Abschalten der Heizung zu mehr als drei Grad Celsius Raumlufttemperaturdifferenz führt und Sie keine Bedenken aufgrund von Feuchtigkeitszufuhr haben? Dann verringern Sie die Vorlauftemperatur an der Heizungsregelung während der Nacht um etwa fünf Grad Celsius, um einen abgesenkten Betrieb zu verwirklichen. Kontrollieren Sie die Innentemperaturen am Morgen, bevor die Aufheizphase beginnt. Lassen Sie die Raumlufttemperaturen nicht unter 16 Grad sinken. Erhöhen Sie die Vorlauftemperatur gegebenenfalls wieder. Senken Sie die Vorlauftemperatur weiter ab, falls die Verringerung um fünf Grad zu vorsichtig war. Achten Sie weiterhin auf die relative Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit den Raumlufttemperaturen. Ein dafür erforderliches Hygrometer kostet nicht viel und ist eine gute Investition.

Bei Heizkörpern kann die Absenkphase etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Nutzungsende der Räume beginnen, also zum Beispiel 30 Minuten bevor Sie ins Bett gehen. Die Aufheizphase sollte etwa 60 Minuten bevor Sie die Räume nutzen starten. Probieren Sie aus, wie sich die Temperaturen und vor allem Ihre Behaglichkeit einstellen.

Bei Fußbodenheizungen sollten Sie eher zwei Stunden vor dem Zubettgehen die Vorlauftemperaturen absenken und ebenso zwei Stunden vor dem Aufstehen wieder auf Tagesniveau erhöhen. Auch hier gilt es, die Besonderheiten in Ihrer Wohnsituation durch Ausprobieren zu erkunden.

Wärmepumpen sind optimaler Weise nur in Gebäuden mit guter Wärmedämmung und Fußbodenheizung im Einsatz. Diese Gegebenheiten lassen den Schluss zu, dass sich eine Nachabsenkung der Heizung nicht lohnt, da die Heizwärmeverluste über Nacht sehr gering sind. Sollte eine Wärmepumpe ungünstiger Weise in einem schlecht gedämmten Gebäude und ohne Fußbodenheizung installiert sein, so sollte auf einen abgesenkten Betrieb verzichtet werden. Grund hierfür ist der ineffiziente Betrieb einer Wärmepumpe in der Aufheizphase. Diese ist im Allgemeinen am frühen Morgen, wenn das Gebäude wieder auf die Tagestemperaturen gebracht werden soll. Der Aufheizbetrieb erfordert in der Regel höhere Heizungswassertemperaturen, damit die über Nacht abgekühlten Wände und Oberflächen wieder erwärmt und die gewünschten Innentemperaturen erreicht werden können. Wärmepumpen können diese hohen Vorlauftemperaturen nicht effizient bereitstellen, im Vergleich zu den geringeren Vorlauftemperaturen für den regelmäßigen Betrieb. Die erforderliche höhere Heizleistung erfordert vergleichsweise mehr Strom, mit dem die Pumpe die Umgebungswärme auf ein höheres Niveau bringt. Gegebenenfalls steht die erforderliche Aufheizleistung durch die Wärmepumpe auch gar nicht zu Verfügung.

Eine Wärmepumpe arbeitet umso effizienter, je geringer der Temperaturunterschied zwischen der Umgebung (aus der sie Wärme entnimmt, beispielsweise der Luft oder dem Erdreich) und dem Heizungswasser (dem Vorlauf) ist. Aber auch hier können Sie den Versuch des abgesenkten Betriebs machen und den Stromverbrauch überprüfen.